Wie ich endlich dazu gekommen bin, Gitarre zu spielen

Leute, die Gitarre spielen können, haben mich schon immer von klein an fasziniert. Da meine große Schwester auch in den Kreis dieser Personen gehörte und in den 80er Jahren zu Weihnachten sowas geschenkt bekommen hatte, stand auch immer so ein Instrument bei uns zu Hause rum. Ich habe sogar so um mein zehntes Lebensjahr herum selber mal ein paar Stunden bei einem Lehrer spendiert bekommen, aber nachdem ich in diesen Wochen nur „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ auf einer Seite zupfen musste, hat mich irgendwie die Lust verlassen. Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Das hörte sich auf der Queen Platte von meiner Schwester echt voll anders an…

Das Gitarren Buch
Das Gitarren Buch

Ich habe immer mal wieder probiert, irgendwie sinnvolle Tonfolgen aus den Saiten der Gitarre meiner Schwester zu locken, aber es ist mir lange Zeit ein Rätsel geblieben, wie meine Schwester ständig andere Songs aus ihrem dicken  Gitarren-Buch spielt und ich immer nur einzelne schräge Klänge zustande brachte.

Also habe ich es einfach dabei belassen, sie mit meiner Stimme bei „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“ oder „Ankomme Freitag, den 13“ zu begleiten, wenn wir mal Besuch hatten oder der Abend einfach reif war für ein wenig Hausmusik. Ich kann mir bis heute nicht erklären, warum ich nie auf die Idee gekommen bin, meine Schwester mal zu fragen, wie sie das macht oder ob sie mir mal was zeigt. Hatte ich ja die geballte Macht des Könnens schon in der Familie. Ich kann heute nur mit Gewissheit sagen, dass ich ziemlichen Respekt vor dem  Spiel meiner Schwester hatte. Vielleicht hat mich das einfach abgeschreckt.

Die besagte Gitarre ist dann im Laufe der Zeit irgendwann in mein Eigentum übergegangen und ich besitze und bespiele sie bis heute. Aber lange Zeit war es für mich halt einfach nur cool, eine Gitarre zu besitzen.

Dann passierte es. Ich kann mich noch ziemlich gut erinnern. Es war ’93. Ich habe in Nachtschicht beim Wachdienst gearbeitet und ein Schulfreund, der in der Nähe wohnte besuchte mich ab und zu in meiner Wachstube. Wir haben über alte Zeiten geredet und da ich wusste, dass er bei einer Band Gitarre spielt, hab ich ihn gefragt, ob er mir nicht ein oder zwei Tipps geben kann, wie man einfach mal irgendwas auf dem Instrument spielen kann. Er hat mir drei Akkorde auf einen hellblauen Notizzettel gemalt (G, D und Am), und mir gesagt, ich soll mal probieren, ob ich mit ein wenig Übung damit „Knocking on heavens door“ hin bekomme. (Den Zettel habe ich bis heute aufgehoben und ihn sauber in einem Ordner abgeheftet.) Direkt am nächsten Morgen habe ich angefangen zu üben und siehe da, es war wie eine Offenbarung für mich. Nach ein paar Tagen, als die Schmerzen in den Fingerkuppen nicht mehr so arg waren, hatte ich den Wechsel zwischen den drei Griffen schon recht gut drauf und es hörte sich langsam an, wie ein Lied.

Entgültig geplatzt ist der Knoten dann ein paar Wochen später, als mein Freund wieder eines Abends bei mir saß und ich ihm voller Stolz von meinen Fortschritten berichtete und fragte, ob es denn nicht auch was „aktuelleres“ als so einen alten Bob Dylan Song gäbe, das man mit einfachen Griffen spielen könnte. Er schrieb mir erneut eine Akkord-Folge auf einen solchen hellblauen Notizzettel, die wieder nur aus den drei Grundgriffen G-Dur, D-Dur und A-Moll bestand. Und nach ein paar weiteren Tagen der unermüdlichen Übung spielte ich sogar ziemlich passabel den Song „What’s Up“ von den 4 Non blondes, was für mich damals doch ziemlich genial war, da der Song gerade in dem Jahr in den Charts gespielt wurde. Damit war es um mich geschehen.

Seither habe ich mir den ein oder anderen Song „draufgeschafft“ und spiele vorwiegend auf meiner geerbten alten Akustikgitarre am Abend zur Entspannung und weil es einfach unheimlich geil ist!

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